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Nur noch 50 Euro Bargeld: Das sagen Asylbewerber zur neuen Bezahlkarte

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Seelow (Brandenburg) - Enttäuschte Gesichter, aber keine Proteste bei den Flüchtlingen in Märkisch-Oderland. Seit Montag bekommen sie nur noch 50 Euro statt bisher 460 Euro in bar. Der Landkreis gibt als Erster in Brandenburg die neue Bezahlkarte aus.

Zahltag in der Ausländerbehörde, einem dreistöckigen Plattenbau vor den Toren von Seelow. Geflüchtete aus dem ganzen Landkreis kommen hierher, um ihr Geld abzuholen - 460 Euro pro Monat für Essen, Kleidung, Öffis, Telefon und Internet. Unterkunft, Sprachkurse und Kita zahlt der Kreis. Bisher bekamen Asylbewerber einen Barscheck, der komplett ausgezahlt wurde.

Seit Montag erhalten Asylbewerber im Kreis Märkisch-Oderland Bezahlkarten statt Bargeld

Jetzt gibt es nur die Bezahlkarte. Kreis-Asylchefin Caroline Berge (32) erklärt: „Damit können Sie überall einkaufen, wo Sie das gelb-rote Mastercard-Zeichen sehen. Dort wird auch Bargeld ausgezahlt - aber höchstens 50 Euro." Denselben Betrag dürfen Mütter für jedes Kind abheben.

„Verhindern, dass das Geld an Schlepper überwiesen wird"

Landrat Gernot Schmidt (61, SPD): „So entsteht nicht mehr der Eindruck, dass du herkommst und 460 Euro in die Hand gedrückt kriegst. Und wir verhindern, dass das Geld an Schlepper oder Verwandte im Ausland überwiesen wird." Schmidt hofft, dass nun weniger Flüchtlinge kommen - und mehr freiwillig ausreisen. Denn die Bezahlkarte möge sie nicht.

Landrat Gernot Schmidt (61, SPD) hat als erster die Bezahlkarte eingeführt

„50 Euro sind zu wenig", sagt Niwar (26) aus dem Irak, „150 Euro wären nötig. Mit der Karte kann ich nicht bei Amazon einkaufen oder meine Handyrechnung bezahlen." Doch, kontert Asyl-Chefin Berge, „im Supermarkt gibt es Amazon-Gutscheine. Den Telefonfirmen teilen wir die Bezahlkarten-Nummern der Asylbewerber mit. Dann können sie die Rechnung abbuchen."

Eddie (30) aus Kenia meint, dass viele Läden nur Bargeld nehmen

Eddie (30) aus Kenia klagt: „In vielen Imbissläden gibt es keine Kartenzahlung." Und das Plastikgeld hat noch einen Haken. Eddie: „Banken, Sparkassen und am Geldautomaten berechnen eine Auszahlungsgebühr - bis zu 5 Euro." Bleibt nur die Auszahlung im Supermarkt.

Murat (28) ist froh, dass er für den Mai noch einmal den Barscheck bekommt, lässt sich das Geld sofort auszahlen. Ab Juni muss der Türke dann auch mit der Bezahlkarte auskommen.

Murat (28) aus der Türkei ist froh, dass er noch einmal 460 Euro Bargeld bekommen hat

„Wir haben die Ausgabe der rund 1000 Karten auf zwei Monate verteilt", sagt Caroline Berge, „damit alles reibungslos klappt."

Landrat Gernot Schmidt (61, SPD) bereut nicht, dass er die Bezahlkarte im Alleingang eingeführt hat. Schmidt: „Die anderen Kreise müssen damit warten, bis sich die Landesregierung über die Bargeldhöhe geeinigt hat."

Die grüne Sozialministerin Ursula Nonnemacher (66) fordert 184 Euro pro Erwachsenen und 137 Euro pro Kind. Landrat Schmidt: „Das Ministerium hat eisig auf unseren Vorstoß reagiert. Frau Nonnemacher redet nicht mehr mit uns. Aber von den anderen Landräten bekommen wir Unterstützung."

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