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Recyclingfirma in Espenhain erteilt Hausverbot an Streikende | MDR.DE

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Das Recyclingunternehmen SRW metalfloat aus Espenhain hat am Montagmorgen 90 Beschäftigte ausgesperrt und des Geländes verwiesen. Wie die IG Metall mitteilte, hatte die Firma vorgesorgt.

"Wir haben zum einen versucht, aufs Werksgelände zu kommen. Das ist uns nicht gelungen, weil der Arbeitgeber die Schlüsseltransponder abgeschaltet und Security vor dem Werkstor positioniert hat", sagte Michael Hecker, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig. Der Gewerkschafter sprach von einem "Skandal und einer gewollten Eskalation". Hecker: "Der Arbeitgeber hat kein Interesse an einer friedlichen Lösung."

Aussperrung erfolgte, nachdem Streik unterbrochen werden sollte

Hintergrund der Aussperrung ist ein Dauerstreik bei der SRW. 180 Tage streikte ein Teil der Mitarbeitenden für acht Prozent mehr Lohn, höheres Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie eine Wochenarbeitszeit von 38 Stunden. Weil es zuletzt keine Bewegung am Verhandlungstisch gegeben hat, wollte die IG Metall den Streik unterbrechen. Die Hoffnung war, dass so wieder Gespräche möglich wären.

Die SRW konterte: So schnell könne man derartig viele Arbeitnehmer nicht wieder in den Betrieb integrieren. Man habe das Schichtsystem mittlerweile umgestellt, eine Eingliederung sei "objektiv nicht möglich". Zudem kritisierte das Unternehmen, dass der Streik nicht beendet, sondern nur unterbrochen sei. Zur Abwehr der jederzeit möglichen Fortsetzung des Streiks werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgesperrt, heißt es aktuell auf einem Aushang vor den Toren der SRW. Die Aussperrung gilt befristet bis zum 31. Mai.

"Mit der Unterbrechung des Streiks und dem Gesprächsangebot sind wir einen großen Schritt auf den Arbeitgeber zugegangen. Dieser bleibt seiner aggressiven Linie aus den vergangenen Monaten treu. Er eskaliert, verhindert jedwede Lösung und täuscht die Öffentlichkeit", sagte Steffen Reißig, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig. Das Angebot eine Übergangsregelung zu finden, um das Schichtsystem neu zu gestalten, habe die SRW abgelehnt, ergänzte der Gewerkschafter.      

DGB und IG Metall fordern Ende der Aussperrung

Der sächsische Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Markus Schlimbach bezeichnet das Verhalten der SRW metalfloat als schockierend. "Es ist ein Skandal, auf die Unterbrechung des Streiks und das Verhandlungsangebot der IG Metall mit der Aussperrung der Beschäftigten zu reagieren. Aussperrungen dürfen kein Mittel der Auseinandersetzungen sein", sagte Schlimbach.

Seit 40 Jahren habe es in Deutschland keine Aussperrung mehr gegeben, erklärte der DGB-Vorsitzende weiter. "Diese Eskalation führt zu keiner Lösung der Auseinandersetzung. Notwendig sind Verhandlungen auf Augenhöhe."

Kritik kommt auch von der IG Metall. Die Aussperrung sei unverantwortlich, teilte die Gewerkschaft mit. Dirk Schulze, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen erklärte, dass sei ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten. "Mit diesem aggressiven Vorgehen demonstriert der Arbeitgeber erneut seine volle Verachtung und Kälte gegenüber seinen Beschäftigten. Dieses Verhalten erinnert an das 19. Jahrhundert und passt in keiner Weise zu einer Zukunftsbranche", sagte Schulze. Der Arbeitgeber solle zu Vernunft und Verantwortung zurückkehren.

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