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Christen sollten der AfD in Sachen Abtreibung nicht auf den Leim gehen

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Seit der Anti-AfD-Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz wird in der katholischen Kirche intensiv über die Partei und den richtigen Umgang mit ihr diskutiert. Das ist gut und wichtig, zumal dabei - Gott sei Dank - sehr deutlich wird, dass die kirchliche Front gegen die Partei von den Bischöfen über die Hilfswerke und Verbände bis in die Gemeinden hinein sehr breit und sehr stabil ist. Als Signal in die Gesellschaft ist das - gerade vor dem Hintergrund der in diesem Jahr anstehenden Wahlen in Europa und drei ostdeutschen Bundesländern - ein wichtiges Zeichen.

Von AfD-Funktionären und -Sympathisanten wird die Kirche für ihre klare Haltung scharf kritisiert. Immer wieder ist dabei der Vorwurf zu hören und zu lesen, dass die Kirche sich mit ihrer Haltung ausgerechnet gegen die "einzige christliche Partei, die es noch gibt" (Alice Weidel) stelle. Die AfD, so eines der Hauptargumente, sei schließlich die einzige Partei, die klar gegen Abtreibungen sei und damit eng an der Seite der Kirche stehe.

Gerade dieses Argument muss man jedoch zurückweisen. Zum einen ist oder wird eine Partei nicht schon deshalb christlich, weil sie sich gegen Abtreibungen positioniert. Dazu braucht es doch noch jede Menge mehr - allen voran eine Politik, die insgesamt vom christlichen Menschenbild geprägt ist und christliche Werte wie Nächstenliebe vertritt. Und es gibt wohl kaum eine Partei in Deutschland, die davon weiter entfernt wäre als die AfD.

Zum anderen steht die Partei in Sachen Abtreibung bei genauerer Betrachtung auch gar nicht an der Seite der Kirche. Die Begründungen für die Ablehnung von Schwangerschaftsabbrüchen unterscheiden sich nämlich deutlich. Während die Kirche Abtreibungen deshalb ablehnt, weil nach ihrer Überzeugung der Mensch nach Gottes Ebenbild geschaffen wurde und deswegen jedes menschliche Leben - also auch das ungeborene Leben - geschützt werden muss, verfolgt die AfD bei diesem Thema national-demografische Ziele. So schreibt die Partei in ihrem Grundsatzprogramm, dass "mittels einer aktivierenden Familienpolitik eine höhere Geburtenrate der einheimischen Bevölkerung" erreicht werden soll. Diese nur auf biodeutsche Kinder fokussierte Position steht im klaren Widerspruch zur kirchlichen Haltung.

Deshalb noch einmal: Die AfD ist keine christliche Partei und vertritt auch keine christlichen Werte. Sie missbraucht diese Werte lediglich für ihre rechtspopulistischen Zwecke. Christen sollten der Partei diesbezüglich nicht auf den Leim gehen.

Der Autor

Steffen Zimmermann ist Redakteur im Korrespondentenbüro von katholisch.de in Berlin.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.

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