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Unternehmer zu Habecks Atomausstieg: „Es gibt im Augenblick nur eine Option"

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Stand: 10.05.2024, 16:09 Uhr

Von: Peter Sieben

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Die Kritik der Union am Atomausstieg wird immer lauter. Unternehmerverbände sehen derweil eine Rückkehr zur Kernenergie - aber in alternativer Form.

Düsseldorf/Berlin - Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2 waren die letzten: Vor über einem Jahr gingen dann auch sie vom Netz. Seitdem hat Deutschland keine Kernkraftwerke mehr. Der Atomausstieg, den die Ampel und vor allem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vorangetrieben haben, ist vollendet - und dennoch kocht die Debatte um das Thema in diesen Tagen.

Atomausstieg ist für CDU-General Linnemann ein „historischer Fehler"

Vor allem die Union heizt ordentlich an - obwohl der Ausstieg einst von einer schwarz-gelben Bundesregierung beschlossen worden war. CDU-Generalsekretär Linnemann nannte den Atomausstieg kürzlich einen „historischen Fehler". Die Wirtschaft ächze unter den hohen Energiepreisen. Tatsächlich zeigten sich Wirtschaftsvertreter angesichts der Energiekrise in den vergangenen Monaten alarmiert, vor allem in energieintensiven Industriezweigen bleibt die Sorge vor einer Überforderung.

Ralf Stoffels, Bundes-Vize und NRW-Präsident der DIHK. © Peter Sieben

Auch Ralf Stoffels, Bundesvize der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), sagte Anfang Mai bei einer Pressekonferenz im NRW-Landtag: „Wir sind natürlich besorgt, wenn man in relativ kurzer Zeit aus Energieerzeugungsformen aussteigt, ohne dass für alle gleichermaßen transparent ist, wie potenzielle Stromlücken verhindert werden sollen". Aber: „Wir und andere Verbandsspitzen sind intensiv mit der Energiewirtschaft im Gespräch. Und ich bin heute beruhigter als noch vor wenigen Monaten." Eine Studie hatte zuletzt gezeigt, dass die AKW-Abschaltung die Strompreise nicht in die Höhe getrieben hat.

„Ampel will nicht in die Atomkraft einsteigen": Grünen-Ministerin Lemke erteilt Absage

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) bekräftigte unterdessen vor wenigen Tagen noch einmal: „Die Ampel will nicht wieder in die Atomkraft einsteigen. Es ist zu teuer, es ist zu langwierig und es ist zu riskant." CDU und CSU müssten für sich klären, ob sie tatsächlich für einen Wiedereinstieg in Deutschland streiten wollten.

Eine solche „ideologisch gefärbte" Debatte müsse man beenden, sagte Arndt G. Kirchhoff Anfang Mai im Düsseldorfer Landtag. Kirchhoff ist Präsident des Verbands Unternehmer NRW, zu dem rund 80.000 Unternehmen im wirtschaftsstärksten Bundesland gehören. „Wir wissen, dass 80 Prozent der Bevölkerung den Atomausstieg wollten. In anderen europäischen Ländern ist das anders. Aber hier hat die Politik das entsprechend umgesetzt", so Kirchhoff.

Nach dem Fukushima-Unglück 2011 hatte sich die Einstellung gegenüber Atomenergie in Deutschland grundlegend gewandelt. Hatte es zuvor in Umfragen regelmäßig eine Mehrheit für Weiterbetrieb der Kernreaktoren gegeben, war in den Jahren danach nur noch eine einstellige Prozentzahl dafür.

„Ein neues Atomkraftwerk zu bauen, dauert 15 Jahre - wenn man schnell ist"

Arndt G. Kirchhoff ist Präsident vom Verband Unternehmer NRW. © Peter Sieben

In Folge der aktuellen Energiekrise sprechen sich zahlreiche Beobachter unterdessen für den Neubau von Atomkraftwerken aus. Für Kirchhoff illusorisch: „Ein neues Atomkraftwerk zu bauen, dauert gut 15 Jahre - wenn man sehr schnell ist." Überdies habe sich gezeigt, dass die großen Druckwasserreaktoren, die Deutschland in Betrieb hatte, wesentlich teurer seien als erneuerbare Energien. „Im Augenblick gibt es nur eine Option: Wir müssen beim Ausbau der erneuerbaren Energie in ganz Europa schneller werden. Und je schneller wir sind, desto günstiger werden auch die Energiepreise", sagte Kirchhoff und verwies auf das Grundprinzip der Marktwirtschaft: „Die Menge muss größer sein als die Nachfrage."

Rückkehr zur Atomkraft möglich?

Die Kernenergie, die als grüne Energie gilt, müsse aber nicht vom Tisch sein. „Das kann sich auch wieder ändern. Die Schweden gehörten zu den ersten, die aus der Atomenergie ausgestiegen sind. Jetzt baut man dort neue Kraftwerke", so Kirchhoff. Eine nachhaltige Alternative, die in dem Zusammenhang angeführt wird, ist die Kernfusion, bei der theoretisch kein Atommüll anfällt. Vor 2050 werde es aber kein Fusionskraftwerk geben, da sind sich Experten einig. „Wir haben schon vor Jahrzehnten über Kernfusion gesprochen. Das ist wunderbar im Labormaßstab, aber im großen Maßstab ist das noch sehr weit weg", erklärt auch Kirchhoff.

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