< Back to 68k.news DE front page

„Alles schien normal": 28-Jährige bekommt Herzkrankheit durch Schwangerschaft

Original source (on modern site) | Article images: [1] [2]

  1. BuzzFeed
  2. News
  3. Trending

Stand: 17.05.2024, 18:37 Uhr

Von: Sheila Malm

KommentareDrucken

Müdigkeit, starke Gewichtszunahme und niedriger Blutdruck: Der Fall einer Frau lässt aufhorchen.

Egal, wie gut du versuchst, dich auf die erste Schwangerschaft vorzubereiten, während der neun Monate wirst du trotzdem noch einiges entdecken. Das passierte der 28-jährige Emily Naegle. Die frisch gebackene Mutter erzählt auf TikTok, wie sie gegen Ende ihrer Schwangerschaft eine Herzerkrankung, genauer gesagt eine peripartale Kardiomyopathie, bekam.

Ihr inzwischen fast 500.000 Mal aufgerufenes Video beginnt mit folgendem Text: „Die Geschichte eines Mädchens, das während ihrer gesamten Schwangerschaft Truthahn-Sandwiches aß und fast gestorben wäre", was den Anschein erweckt, dass das Fleisch die Ursache für ihr beinahe tödliches Erlebnis gewesen sei. Tatsächlich können in Rohwurstsorten Listerien-Bakterien vorkommen, weshalb Ärzte Schwangeren vom Verzehr abraten.

Naegle fährt in ihrem Video fort: „Niemand hat mir gesagt, dass die häufigste Todesursache von Müttern in den USA zunimmt und, dass es sich dabei um eine Herzerkrankung handelt, genauer gesagt um eine Kardiomyopathie oder einen geschwächten Herzmuskel. Ich habe noch nie ein Wort über Herzkrankheiten in der Schwangerschaft gehört."

Mehr zum Thema: Frauen sagen toxischem Dating Kampf an und haben ein Vorbild

„Ich hatte noch nie von PPCM gehört, sonst hätte ich mehr Fragen gestellt"

Im dritten Schwangerschaftsdrittel bekam Emily Beschwerden, die sich wie normale Schwangerschaftssymptome anfühlten: niedriger Blutdruck, niedriger und unregelmäßiger Herzschlag, Schwindel, Benommenheit, Müdigkeit und starke Gewichtszunahme.

Naegle schildert BuzzFeed US, dass ihr:e Gynäkolog:in ihre Beschwerden zunächst abtat, „sich aber später dafür entschuldigte, dass er/sie die Symptome nicht ernster nahm und einen Test auf PPCM (peripartale Kardiomyopathie) nicht früher in Betracht zog. Ich hatte noch nie von PPCM gehört, sonst hätte ich bei meinen Kontrolluntersuchungen im dritten Trimester mehr Fragen gestellt", sagt sie BuzzFeed US.

Naegle erzählt BuzzFeed US: „Als ich in den Wehen lag, bemerkten die Geburtshelfer:innen, dass mein Herzschlag unregelmäßig war. Er war sehr niedrig, 35 bis 45 Schläge pro Minute und ohne dass ich mich bewegte, sprang er wahllos auf 80 bis 120 Schläge pro Minute. Sie empfahlen mir, in den nächsten Monaten einen Kardiologen aufzusuchen."

Emily Naegle spricht mit BuzzFeed US über ihre Herzkrankheit. © @eminaegle / Via tiktok.com

Schwangerschaft im dritten Trimester - PPCM ist oft schwer zu diagnostizieren

„Am Ende hatte ich einen Kaiserschnitt, und alles schien normal zu sein. Als ich das Krankenhaus verlassen wollte, um nach Hause zu gehen, brach ich zusammen. Die Ärzte machten ein EKG, es zeigte abnormale Werte. Sie führten dann ein Echokardiogramm durch und stellten fest, dass mein Herz vergrößert und geschwächt war. Das Echokardiogramm zeigte, dass mein Herz vergrößert war und eine EF (Ejektionsfraktion) von 35 Prozent hatte. Normal sind 55 Prozent oder mehr", schildert sie.

Zu diesem Zeitpunkt wurde bei Naegle eine peripartale Kardiomyopathie (PPCM) diagnostiziert. Herzprobleme oder eine familiäre Vorbelastung hatte sie jedoch nicht.

PPCM ist oft schwer zu diagnostizieren. „Die Symptome können allmählich oder ganz plötzlich auftreten und ähneln den Symptomen einer normalen Schwangerschaft im dritten Trimester, sodass sie in ihren leichteren Formen unerkannt bleiben können", sagt die Kardiologin und Gründerin von Whole Heart Cardiology Nicole Harkin, BuzzFeed US.

Für Naegle sei die Diagnose sehr emotional gewesen. „Sobald die Diagnose PPCM gestellt wurde, besteht ein hohes Risiko, dass das Herz bei jeder weiteren Schwangerschaft schwächer wird. Die Geburt meiner Tochter war ein wunderschönes Erlebnis, nur um Tage später den Tiefpunkt zu erleben: Mir wurde gesagt, dass ich nie wieder ein Kind austragen könnte. Der Kontrast zwischen den beiden Ereignissen war sehr groß und brachte eine Menge an Emotionen mit sich."

Apropos Kinder: Babysitterin teilt dreiste SMS ihrer Eltern - „das ist deine Bezahlung"

Bewusstsein für PPCM und Symptome während der Schwangerschaft muss geschärft werden

Lauren Lastinger, Kardiologin am Wexner Medical Center der Ohio State University, erklärt BuzzFeed US: „In den meisten Fällen von PPCM erholt sich der Herzmuskel wieder. Bei betroffenen Frauen besteht jedoch eine 50-prozentige Chance, dass bei nachfolgenden Schwangerschaften erneut eine Herzschwäche auftritt. Wenn dies der Fall ist, besteht auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass sich der schwache Herzmuskel beim zweiten Mal nicht mehr vollständig erholt."

„In Fällen, in denen sich der Herzmuskel nicht vollständig erholt, haben Frauen ein noch höheres Risiko, eine sich verschlimmernde Herzinsuffizienz zu entwickeln. Zudem besteht eine bis zu 20-prozentige Chance, in nachfolgenden Schwangerschaften zu sterben", fügt Lastinger hinzu.

Die gute Nachricht ist, dass das Syndrom selten ist (und sich nur bei Schwangeren oder Frauen nach der Geburt entwickeln kann). Die schlechte ist, dass es keine Möglichkeit gibt, es zu verhindern, so Lastinger. „Wir wissen nicht genau, warum PPCM auftritt, somit gibt es auch keine Möglichkeit, sie zu verhindern."

„Wir hoffen jedoch, dass wir durch eine verstärkte Aufklärung und Sensibilisierung für Anzeichen und Symptome von PPCM das Bewusstsein für die Erkrankung schärfen können. Auch die Schulung von Gesundheitsdienstleistern hinsichtlich der PPCM-Diagnose wird hoffentlich zu einer früheren Diagnose führen, wenn sie auftritt", fügt sie hinzu.

PPCM-Diagnose nach Schwangerschaft: „Ich bekam auch eine Reihe von Medikamenten"

Seit ihrer Diagnose versucht Naegle, an mehreren Tagen in der Woche aktiv zu sein und wurde auf eine natriumarme Diät gesetzt. „Ich bekam auch eine Reihe von Medikamenten. Zuerst bekam ich zwei Blutdruckmedikamente und ein Wasserentziehungsmittel, um die Flüssigkeit aus meiner Brust zu bekommen. Jetzt habe ich sie reduziert und nehme nur noch ein Blutdruckmedikament, das ich für den Rest meines Lebens nehmen werde", erklärt sie.

„Das macht es mir schwer, weil es meinen Blutdruck senkt, was dazu führen kann, dass ich mich müde, benommen und schlapp fühle. Es musste ein wenig experimentiert werden, um die richtige Dosis zu finden, die es mir ermöglicht, mit meinem Kleinkind mithalten zu können. Im Großen und Ganzen geht es mir gut und ich bin einfach dankbar, dass ich noch lebe", erläutert Naegle.

Mehr Videos auf TikTok: „Tu dir das nicht an" - Frau erklärt, warum „Trad Wifes" das Internet erobern

Für Betroffene ist es vor einer erneuten Schwangerschaft wichtig, mit einer Kardiologin zu sprechen

Lastinger rät Frauen, die eine PPCM hatten, immer zuerst ihren Kardiologen zu konsultieren, wenn sie planen, wieder schwanger zu werden. „Ich kann gar nicht oft genug betonen, wie wichtig es ist, das Risiko einer weiteren Schwangerschaft mit dem Kardiologen zu besprechen. Ich möchte Frauen auch dazu ermutigen, einen Kardiologen mit kardiologisch-gynäkologischem Fachwissen aufzusuchen, damit sie eine angemessene Beratung erhalten", rät sie.

Es ist noch wichtig zu wissen, dass PPCM häufiger bei Frauen afrikanischer Abstammung, bei Mehrlingsschwangerschaften (z. B. Zwillinge oder Drillinge) und bei Frauen auftritt, die eine Präeklampsie, Eklampsie oder postpartale Hypertonie (Bluthochdruck) hatten, so Lastinger.

Wie immer gilt: Du kennst deinen Körper am besten. Wenn du ein ungutes Gefühl haben, solltest du immer einen Arzt aufsuchen und für dich selbst eintreten.

Dieser Artikel erschien am 30.04.2024 zunächst auf buzzfeed.com (Autorin: Fabiana Buontempo). Du kannst ihn hier durchlesen.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteur:innen leider nicht beantwortet werden.

< Back to 68k.news DE front page