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Afghanistan: Touristen wird Testament empfohlen

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Die ausländische Reisegruppe war in der afghanischen Stadt Bamiyan gerade dabei, auf dem Markt einzukaufen, als ein oder mehrere Täter das Feuer auf sie eröffneten. Drei spanische Touristen, ein afghanischer Sicherheitsmann und zwei afghanische Zivilisten wurden nach Angaben des afghanischen Innenministeriums am Freitagabend getötet. Sieben weitere Personen wurden verletzt.

„Alles deutet darauf hin, dass es sich um einen wahllosen Anschlag handelte, aber es ist auch klar, dass diese Art von Anschlägen und Attentaten ganz eindeutig auf europäische oder westliche Bürger abzielen", sagte der spanische Außenminister José Manuel Albares am Sonntag dem TVE-Sender Canal 24 Horas. Überlebende Spanier hätten berichtet, eine Person sei aus einer Gasse gekommen und habe gezielt auf die Touristengruppe geschossen. Auch eine französische Überlebende sagte der Nachrichtenagentur AFP, es sei „sicher", dass der Attentäter „wegen der Ausländer da war".

Ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums sprach derweil von mehreren bewaffneten Angreifern. Sieben Verdächtige seien festgenommen worden. Über ihren Hintergrund oder ihr mögliches Motiv machte er zunächst keine Angaben. Bisher hat keine Gruppe den Anschlag für sich reklamiert.

Für die Taliban-Regierung, die sich damit brüstet, dass das Land seit ihrer Machtübernahme vor drei Jahren sicher geworden sei, ist die Tat ein Rückschlag. Das international isolierte Regime sieht in ausländischen Reisenden einen Weg, seinen Ruf zu verbessern. Dafür sind die Taliban bereit, Touristinnen von den massiven Einschränkungen auszunehmen, die für Frauen in Afghanistan gelten.

Spanische Diplomaten reisen nach Kabul

Bei den spanischen Todesopfern handele es sich um einen Mann und zwei Frauen, meldete die spanische Nachrichtenagentur EFE. Es sollen Mutter und Tochter gewesen seien, die in Barcelona als Apothekerinnen arbeiteten. Der amtierende katalanische Regionalpräsident, Pere Aragonès, bestätigte, dass die drei Getöteten aus Katalonien stammen. „Wir stehen in Kontakt mit allen Behörden, um die übrigen Betroffenen und ihre Familien zu begleiten", teilte Aragonès auf der Onlineplattform X mit. Die Staatsanwaltschaft am Obersten Strafgerichtshof nahm Ermittlungen auf.

Nach Angaben der italienischen Nichtregierungsorganisation Emergency wurden fünf der Verletzten im Krankenhaus der Organisation im 180 Kilometer von Bamiyan entfernten Kabul behandelt. Sie seien erst zehn Stunden nach dem Attentat eingeliefert worden. Alle fünf Verletzten seien in einem stabilen Zustand, teilte der Landesdirektor Dejan Panic am Samstag mit. Es handle sich um eine Spanierin, Touristen aus Litauen, Norwegen und Australien sowie einen Afghanen. „Obwohl die Sicherheitslage und der Zugang zum Land sich seit dem Ende des Konflikts und dem Regierungswechsel im Jahr 2021 verbessert haben, behandeln wir noch immer Patienten mit Schussverletzungen und Verletzungen durch Granatsplitter oder Explosionen aufgrund von Kriminalität oder Angriffen", sagte Panic.

Insgesamt gehörten der Reisegruppe 13 Ausländer an. Sie sollen am Donnerstag aus Kabul nach Bamiyan gereist sein. Die Überlebenden Spanier sollen Afghanistan inzwischen verlassen haben. Auch die Französin war bereits am Samstag in Dubai gelandet. Die verletzte Spanierin sei am Samstag operiert worden, meldete EFE.

Er sei „schockiert" über die Nachricht von dem Mord an den spanischen Touristen in Afghanistan, teilte der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez auf der Onlineplattform X mit. Spanische Diplomaten reisten nach Kabul. Auch die EU und die amerikanische Regierung verurteilten den ersten Anschlag auf ausländische Touristen seit 2021. Die UN-Mission in Afghanistan äußerte sich „geschockt und entsetzt.

Unkritische Youtuber und Tiktoker gern gesehen

Seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 ist die Zahl der ausländischen Touristen nach offiziellen Angaben gestiegen. Im vergangenen Jahr sollen es 5200 gewesen sein. Der Minister für Information und Kultur Khairullah Khairkhwa sagte vor einigen Monaten der Nachrichtenagentur AFP, „Afghanistans Feinde" würden das Land in ein schlechtes Licht rücken und er hoffe, dass die Touristen dies ändern könnten. Besonders offen zeigen sich die Taliban deshalb gegenüber unkritischen Youtubern und Tiktokern. Die meisten Reisenden kommen aus China.

Viele der Reiseführer, die vor der Machtübernahme der Taliban ausgebildet wurden, haben das Land verlassen. Die frühere Reiseführerin Fatima Haidari bietet inzwischen von Italien aus Online-Führungen an. Die Provinz Bamiyan gehörte schon in den Siebzigerjahren zur Zeit des Hippie-Trails zu den beliebtesten Reisezielen in Afghanistan. Hauptattraktionen sind die Überbleibsel der Buddha-Statuen aus dem sechsten und siebten Jahrhundert, welche die Taliban 2001 in die Luft sprengten, und die Seen von Band-e-Amir, die 2009 zum ersten Nationalpark des Landes erklärt wurden. Der Park war auch bei afghanischen Familien beliebt, bis die Taliban im August 2023 den Zugang für Frauen untersagten.

Das Auswärtige Amt in Berlin warnt vor Reisen nach Afghanistan. Für den Fall, dass Deutsche dennoch dorthin reisen, empfiehlt das Amt, „ein Testament (zu) verfassen und Sorgerechtsfragen (zu) klären, falls Sie Kinder haben". Auf der Website des spanischen Außenministeriums werden Spanier aufgefordert, „unter keinen Umständen nach Afghanistan zu reisen", da im ganzen Land die Gefahr von Entführungen oder Anschlägen bestehe.

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